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Stefan Greunz
BUSINESS DEVELOPMENT NINJA

Die vergessenen KMUs

Die Digitalisierung ist in aller Munde – vor allem die großen Corporates und Unternehmen haben verstanden, dass kein Weg an digitalen und effizienten Geschäftsprozessen vorbeiführt. Gleichzeitig besteht insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen aber noch eine große Unsicherheit, was für sie speziell Digitalisierung bedeutet und worauf sie sich beim Thema fokussieren sollen. „Die Digitalisierung wird zu Veränderungen in allen Branchen führen, dass Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderungen sind jedoch von Branche zu Branche ganz unterschiedlich», so Prof. Tietz von der FHS St. Gallen in einer aktuellen Studie zu KMUs in der Schweiz.

Fintechs haben sich lange auf B2C konzentriert

Aus Sicht der Fintechs und Innovationen im Banking waren KMUs bis 2016 als Zielgruppe nicht wirklich im Fokus. In den Anfangsjahren der Fintech-Revolution ging es in erster Linie darum, dass Retailgeschäft oder spezielle Retail-Dienstleistungen zu digitalisieren (zB Challenger Banken wie N26 oder österreichische Player im Anlagebereich wie wikifolio.com). Doch das klassische B2C Geschäft ist sehr kapital- und werbeintensiv, vor allem wenn es um Markenaufbau und Trust-Gewinnung geht. Bei reinen B2B Dienstleistungen für Banken wiederum, müssen sich Fintechs auf lange Sales-Zyklen und unklare Entscheidungswege einstellen. Der Mittelstand hat den großen Vorteil von respektablen Umsätze, aber noch fehlenden digitalen Finanzprodukten, vom Payment-Anbieter über Firmenkredite zu Warenfinanzierungen. Für Peer to Peer Lending sind die KMUs zu groß, ein klassischer Bankkredit zu aufwendig und langwierig.

Mehr KMU-Banking notwendig

Immer mehr Fintechs haben das Bedürfnis der kleinen und mittleren Unternehmen erkannt und bieten nun zunehmend für diese Lösungen an. Das Startup Valendo, gestartet als digitales Pfandleihhaus, bietet nun eine Warenfinanzierung für Online-Händler an. Ein anderes Beispiel ist das Fintech Iwoca aus England, das speziell zugeschnittene Kredite für Mittelständler im Portfolio hat. So werden in England heute bereits knapp 20% aller Mittelstandskredite über neue Online-Player vermittelt.

Auch der größte deutsche Fintech-Company-Builder Finleap hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit seinem bereits 14. Venture auch den klaren Schwenk Richtung Firmen-Kunden vollzogen. Als Software as a Service (SaaS)-Anbieter soll „Infinitec Solutions“, so der Name der Firma, digitale Finanzdienstleistungen für KMUs anbieten. Es scheint als wolle man hier auf Basis der Solarisbank ein großes Bündel an Leistungen, vom Factoring über Working Capital, bis hin zu Buchhaltungs-Themen anbieten.

Spannende Player aus Österreich

Aber auch in Österreich gibt es einige spannend Fintech-Startups, die verstärkt KMUs als Zielgruppe haben oder sie bei ihren Digitalisierungsbemühungen unterstützen. Bei Finnest kann man via Crowdinvesting direkt in mittelständische Firmen investieren. Der Vorteil für das KMU: Durch die starke Bindung des Investors an das Unternehmen (meist sind dies auch die eigenen Kunden), kommt es zu einem viralen Marketing-Effekt, den ein klassischer Bankkredit so nicht leistet. Die Zinsen können auch in Form von Sachleistungen des Unternehmens „konsumiert“ werden. Der Erfolg gibt Finnest mit ihrem KMU-Crowdinvesting recht – aktuell plant man die große Expansion in das europäische Ausland und mit FinnestPRO möchte man Finanzierungen bis zu EUR 25 Mio anbieten.

Spannend auch DOMONDA, ein Buchhaltungs- und Steuerberatungs-Digitalisierer, dessen erklärtes Ziel die stark Papier-getriebenen Prozesse zu automatisieren ist. So können via Bankintegration und digitaler Belegerfassung, tagesaktuell OP-Listen und zukünftig auch CashFlow-Prognosen gefahren werden.

Banken bündeln KMU-Fintechs

An den Banken ist der Trend Richtung digitalen Services auch nicht spurlos vorübergegangen. Sie versuchen nun verstärkt ihre eigenen digitalen Kompetenzen auszubauen oder den schnelleren Weg, die Bündelung von diversen Fintechs in ihr KMU-Offer. Ein gewichtiges Argument sind hier sicherlich auch noch die verhältnismäßig hohen Margen im Firmenkundensegment. 2018 könnte somit zum „KMU-Digitalisierungs-Jahr“ werden – verdient hätten es sich die vielen Nischen-Weltmarktführer.

 

 

Den ganzen Artikel finden Sie auch im aktuellen Börse Social Magazin.

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