Was für ein Jahr für die gesamte Fintech- und Finanzbranche. War Anfang 2017 noch eher von Skepsis zwischen den großen traditionellen Finanzmarktplayern und den jungen Wilden geprägt, so waren am Ende große Partnerschaften, viel Regulatorik und eine „neue“ Assetklasse die beherrschenden Themen.
- Der Krypto-Wahnsinn
2017 war sicherlich das Jahr von Bitcoin & Co. Die Krypto-Währungen haben das Geschehen dominiert und somit auch alle anderen Fintech-Aktivitäten in den Schatten gestellt. Jede Woche wurden neue Schallmauern durchbrochen, neue Coins und Tokens gestartet. Man schwankte in der medialen Berichterstattung zwischen Weltuntergang/Blase/Hype und „dem Ratgeber wie man jetzt auch noch ganz einfach mitmachen kann“. Spätestens als dann auch Tageszeitungen auf den Hype-Zug aufsprangen, fühlte man sich an beste „Neue Markt“-Zeiten erinnert.
Die großen Gewinner der Hausse waren sicherlich die neuen Krypto-Börsen, deren technische Verfügbarkeit dem Ansturm nur bedingt gewachsen waren. Aber auch „Urgesteine“ der Fintech-Branche konnten von dem Wachstum profitieren. So kam der Ur-Vater aller deutschen Challenger-Banken, die FIDOR-Bank, zu großem Kundenwachstum und auch Authentifizierungs-Anbieter wie IDnow hatten mit dem Neukundenansturm zu kämpfen (man munkelt von 50% Wachstum pro Monat (!)).
Spannend wird es in 2018, ob und was eigentlich die Regulatoren machen werden (oder auch können). Ob und wann die Blase platzt, kann aktuell nicht vorhergesagt werden. Was aber sicherlich feststeht: Die zugrundeliegende Blockchain Technologie wird definitiv auch in den nächsten 12 Monaten eine tragende Rolle in vielen (Bank-)Projekten spielen. - Die Challenger Banken challengen sich selbst
Schwierig wird es immer dann, wenn neue Mitbewerber auf den Markt drängen, die ähnliche oder fast deckungsgleiche Dienstleistungen anbieten. Oder solche, denen schlicht und ergreifend die großen Innovationen fehlen. So geschehen im Segment der Challenger Banken – darunter N26, Monzo, Revolut & Co. Nach wie vor suchen diese krampfhaft nach einem Business-Modell jenseits der schicken Mobil-Oberfläche und reden sich parallel gegenseitig schlecht. Den „Gipfel der Innovation“ lieferte dann auch N26 am Jahresende: Eine Kreditkarte aus Metall. Challengen war schon einmal sexier… - Partnerschaft vs. Übernahme – auch von Non-Banks
2017 war sicherlich das Jahr in dem die Banken endgültig verstanden haben, dass sie die Digitalisierung alleine nicht stemmen werden können. Fintechs haben die Zeichen der Zeit genutzt und sich zunehmend auf B2B oder B2B2C Dienstleistungen spezialisiert. So wurde und wird nun auch fleißig kooperiert und zusammengearbeitet. Erwähnenswert hier sicherlich die sehr erfolgreiche Kooperation zwischen Scalable und ING-DIBA, die in den ersten 2 Monaten stattliche 150 Millionen an Anlegergeldern gewinnen konnte. Den Hut in punkto erfolgreichen Kooperationen muss man aber definitiv vor dem Zinsbroker Weltsparen (Raisin) ziehen. So konnten sie sich zum Jahresende eine Beteiligung von PayPal sichern und werden dort nun auch für alle europäischen User als Zinsalternative integriert. Chapeau!Spannend wird in 2018 aber sicherlich auch die Tatsache, wohin die Reise mit den großen deutschen Vergleichsportalen wie Check24 oder Verivox geht, die nun zusehends um Bank-Dienstleistungen und auch Bank-Lizenzen buhlen.
- Regulierung 2.0
Ein Großteil der Banken hatte in diesem Jahr vor allem mit vielen regulatorischen Umsetzungen zu kämpfen. Zum einen gab es die Anforderungen für PSD II zu erfüllen, mit der nun auch Dritten der Zugang zu Kontoinformationen durch die Bank gegeben werden muss. Oder auch Änderungen bei der Kunden-Beratung und dem Vertrieb von Finanzprodukten durch MiFID II. Es wird nun spannend, welche Dynamik nun durch diese Änderungen sowohl für Kunden, als auch Anbieter zukommt.
Eines steht sicherlich fest: 2017 haben alle Banken erkannt, dass die Digitalisierung von Prozessen und Dienstleistungen ein fundmentaler Baustein für das weitere Bestehen sein wird. Der Kunde wird davon nur profitieren können.
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