Teil 3 des Börse Social Interviews
Der letzte Teil unseres Interviews im Rahmen des Börse Social Magazins – die beiden vorherigen Teile können hier nachgelesen werden:
Teil 1 des Börse Social Interviews
Christian Drastil:
- Zurück zu Finanzmarktportalen und den großen Banken, Johannes!
Wie gestaltet sich das Zusammenspiel Fintech & Bank im täglichen Doing?
Johannes Eichmeyer:
Die große Aufregung auf Seite der Banken ist mittlerweile in produktive Zusammenarbeit umgeschlagen. Zuerst ignorierten die Banken die Fintechs, dann kam die Phase der Furcht (“die nehmen uns unser Geschäft weg”). Mittlerweile geht es in Richtung Partnerschaft auf Augenhöhe, mit einer sorgsamen Prüfung aller Partner.
- Welche Angebote sind gerade im Bereich Digitalisierung in der Banken-Wertschöpfungskette sehr gefragt?
Johannes Eichmeyer:
Natürlich alle Effizienz-steigernden Maßnahmen, wie zum Beispiel der Online-Kontoabschluss mit VideoIdent-Verfahren oder einfachen Finanzprodukten – immer natürlich mit dem Ziel, hier die internen Kosten zu senken. Man sieht auch ganz klar den Trend zu Auslagerungen von kompletten Dienstleistungen oder Teilen davon, wenn man als Bank diese nicht mehr kostendeckend zur Verfügung stellen kann.
Stefan Greunz:
Vor allem bei standardisierten Produkten greifen natürlich die Fintechs an, da sie schneller, effizienter und vom User-Interface auch eingängiger als die bisherigen Angebote sind. Sie haben keine großen Legacy-Systeme und können auf der grünen Wiese starten. Somit haben meist die Fintechs ein besseres Produkt, aber keine Kunden – und bei den Banken ist es genau andersherum.
- Stichwort Blockchain: RBI ist als erste österreichische Bank dem R3-Konsortium beigetreten. Was hältst Du davon?
Johannes Eichmeyer:
Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie als solches sind unglaublich spannend, ich denke wir werden in wenigen Jahren Anwendungsfälle haben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Es gibt heute viele Ideen und erste Proof of Concepts, die großen Umsetzungen fehlen bisher einfach noch – eben mit Ausnahme von Cryptocurrencies oder ICOs.
Im Speziellen zur RBI und dem R3-Konsortium: Es ist natürlich eine hervorragende Möglichkeit nicht jeden Fehler selbst machen zu müssen, sondern von den Erfahrungen der Konsortiumsmitglieder zu lernen und am Ende es in die eigene Strategie integrieren zu können. Es wird hier sicherlich auch sehr spannende Verträge zum Thema „Geistiges Eigentum“ und „Nutzungsrechte“ geben (lacht).
- Wo macht Digitalisierung und Automatisierung in einer Multi-Channel Strategie Sinn?
Johannes Eichmeyer:
Je einfacher und wenig erklärungsbedürftig das Produkt ist, desto mehr muss es in Richtung kompletter Digitalisierung gehen. Wichtig ist hier allerdings auch immer wieder den Prozess als solches zu hinterfragen und zu optimieren. Wie es der Telefónica Deutschland CEO Thorsten Dirks so treffend formuliert hat: „Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen scheiß digitalen Prozess.“
- Wo braucht es dann noch den Faktor Mensch?
Johannes Eichmeyer:
Je betreuungsintensiver, komplexer und auch teurer ein Produkt wird, desto mehr muss natürlich auch immer die Möglichkeit eines Hand-offs in die “klassische” Linie, also zu einem Mitarbeiter, gegeben sein. Ich soll mir natürlich eine erste Indikation für einen Hauskredit selbst digital erfragen können, aber möchte dann als Kunde ab einem gewissen Punkt auch mit einem Mitarbeiter sprechen. Dieser sollte dann natürlich alle bereits Online abgefragten Details und Schritte auch direkt weiterverarbeiten können. Nichts nervt mehr in der User Experience, als einem Mitarbeiter alle online bereits bekannt gegebenen Rahmendaten wieder diktieren zu müssen.
- Abschließend nach all dem B2B. Wie kann der Privatanleger von diesen Entwicklungen profitieren?
Stefan Greunz:
Als Nutzer profitiert er heute natürlich schon sehr stark. Nie war es einfacher und schneller ein Konto zu eröffnen, Wertpapiere zu handeln oder Kredite zu vergleichen und abzuschließen. Die Digitalisierung hat vor allem die Vergleichbarkeit von Produkten und Dienstleistungen erheblich vereinfacht. Marktplätze wie Check24, Verivox oder durchblicker.at, die nach Handy- oder Stromtarifen nun auch zunehmend Finanzdienstleistungen ins Portfolio nehmen, werden in naher Zukunft den Banken noch erhebliches Kopfzerbrechen machen. Die Bindung eines Kunden zu einer Bank ist durch einfache Kontowechsel-Services dramatisch gefallen – vor allem wenn man sich junge Kunden ansieht.
- Siehst Du Vehikel, die Investments ermöglichen können oder muss man Business Angel werden?
Stefan Greunz:
Möglichkeiten gibt es hier natürlich viele. ICOs haben wir vorhin schon gehört, daneben gibt es aber auch spannende Plattformen wie primeCROWD aus Österreich, wo man direkt in Equity bei jungen Firmen investiert und das schon ab 10.000 EUR. Daneben gibt es im börsengelisteten Bereich natürlich auch die Möglichkeit direkt in „Company Builder“ wie zum Beispiel eine Fintech Group AG zu investieren. Um sich besser zu diversifizieren gibt es in der Zwischenzeit auch schon einige Fonds, wikifolios oder sonstige Zertifikate, die in ein Bündel von zukunftsträchtigen Firmen oder Blockchain-basierten Geschäftsmodellen investieren.
- Schlussfrage an alle: Macht Ihr ein ICO?
Stefan Kainz:
Einen Ninja-Token… keine schlechte Idee! (lacht)
Johannes Eichmeyer:
Oder wir machen einen IKO (Initial Krapfen Offering)… Krapfen sind ja bekanntlich das neue Gold und an unserer Krapfen-Wallet oder auch Bauch genannt, sieht man dass wir gut im Geschäft sind.